1965 - die Nikon F war auf dem besten Weg, vom
Geheimtip zur verbreiteten Profikamera Nr. 1 zu werden. Was in den Augen
vieler Profis und anspruchsvoller Hobbyfotografen fehlte, war ein
adäquates Zweitgehäuse, das durchaus auf einige weniger häufig benötigte
Ausstattungsmerkmale verzichten konnte und dadurch ruhig auch zu einem
niedrigeren Preis erhältlich sein sollte.
Speziell im bildjournalistischen Bereich war die Arbeit mit zwei
Gehäusen eine Selbstverständlichkeit, sei es für die Verwendung
verschiedener Filmmaterialien oder einfach nur für eine größere
Aufnahmekapazität ohne lästigen Filmwechsel in entscheidenden
Situationen. Die Nikkorex F konnte diesen Platz nicht ausfüllen, hatte
sie doch zu sehr das Image der ''Knipser-Kamera''.
Mit der Nikkormat FT
wurde diese Lücke geschlossen. Ausgestattet mit TTL-Belichtungsmesser,
einem schnellen Verschluß von 1 - 1/1000 Sek. und 1/125 Sek.
X-Synchronzeit und natürlich mit allen Objektiven, auch den
Spezialobjektiven verwendbar, erfüllt sie die wichtigsten Forderungen.
Deutlich kompakter und leichter als die ''größere Schwester'', die
''F'', sollte sie auch dem anspruchsvollen Amateur den Anschluß an die
Nikon-Familie ermöglichen.
Die Nikkormat FT ist ausgestattet mit fest eingebautem Prisma und nicht
auswechselbarer Mattscheibe. Ein Abklappen des Schnellschalthebels um
20° schaltet den Belichtungsmesser ein. Eine volle Drehung um 135°
spannt den Verschluß und transportiert den Film weiter, im Gegensatz zur
F oder F2 ist ein Spannen in mehreren Schritten nicht möglich. Neben
dem Auslöser, in den ein Drahtauslöser sowohl direkt als auch mit
Leica-Glocke eingeschraubt werden kann, sind Bildzählwerk und
Abblendtaste angeordnet.
Vergeblich sucht man auf der Kameraoberseite das
üblicherweise dort plazierte Verschlußzeitenrad, es ist bei den
Nikkormat-Modellen um das Objektivbajonett herum angeordnet, ähnlich dem
Prinzip einer Zentralverschlußkamera oder auch den meisten
Olympus-Modellen der OM-Reihe. Die eingestellte Zeit läßt sich seitlich
auf dem Ring ablesen, die Verstellung erfolgt über einen diagonal
gegenüberliegenden Hebel.
Dort, am Bajonett, befindet sich auch der Blendenmitnehmer. Aber nicht
nur über die gerade eingestellte Blende muß der Belichtungsmesser der
Kamera informiert werden, sondern auch über die Lichtstärke des
verwendeten Objektivs. Dazu muß der ISO-Wert der Filmempfindlichkeit auf
die entsprechende Markierung für die Lichtstärke des verwendeten
Objektivs gedreht werden. Eine bei häufigem Objektivwechsel zweifellos
umständliche, lästige Prozedur.
Über dem Druckknopf zur Bajonettentriegelung liegt
der - für mein Gefühl etwas schwergängige - Schieber zur
Spiegelarretierung. Ein in der Praxis nützliches und wichtiges Feature,
auf das leider bei vielen der heutigen Spiegelreflexkameras verzichtet
wird.
Selbstverständlich verfügt auch die Nikkormat FT über den
obligatorischen Selbstauslöser mit ca. acht Sekunden Vorlaufzeit. Im
Sucher, den man nach heutigen Maßstäben als ''Dunkelkammer'' bezeichnen
würde, ist die Mattscheibe mit Mikroprismenraster fest eingebaut.
Rechts außerhalb des Sucherbildes ist die Anzeigenadel des
Belichtungsmessers eingespiegelt. Befindet sich die Nadel genau im
Zentrum der Anzeigeklammer, ist korrekte Belichtung eingestellt.
Zusätzlich zur Sucheranzeige läßt sich die Belichtung auch außen an der
Kamera ablesen: oben, auf der Gehäusekappe, zwischen Rückspulkurbel und
Prisma, ist ein kleines Fenster mit Nadel sichtbar, so daß auf diese
Weise auch ohne Sucherkontrolle die korrekte Belichtung eingestellt
werden kann. Interessant beispielsweise für unbemerkte ''Schüsse'' aus
der Hüfte.
Die Belichtungsmessung erfolgt bei der ersten Nikkormat FT mit zwei
CdS-Zellen rechts und links des Okulars noch integral über die gesamte
Mattscheibe im Bereich von EV 3-17 bei ISO 100/21°. Wie die Nikon F
verwendet auch die Nikkormat eine 1,35 Volt-Knopfzelle, sie ist im
Kameraboden untergebracht. Zur Blitzsynchronisierung verfügt die
Nikkormat FT über zwei verschiedene Anschlußbuchsen: X für
Elektronenblitzgeräte, M für Kolbenblitze.
Neben
dem fest eingebauten Sucher ohne Wechselmöglichkeit markiert ein
weiterer wichtiger Punkt den Unterschied zur Nikon F: der fehlende
Motoranschluß. Diese beiden damals hauptsächlich von Profis geforderten
Möglichkeiten hielt man zugunsten eines niedrigen Preises für
verzichtbar.
Als Zubehör war ein mit dem Okularschutzglas zu
befestigender Blitzschuh lieferbar, in dem sich außerdem auch
Spezialsucher für Fisheye-Objektive anbringen ließen. Über einen
Mittenkontakt für Aufsteck-Blitzgeräte verfügt dieses Zubehörteil
allerdings nicht.
Angeboten sowohl in verchromter als auch in schwarzer Ausführung
begründete die Nikkormat FT die Serie des kleinen ''Nikon-Panzers''
Nikkormat.
Parallel zur FT wurde ein Schwestermodell vorgestellt, die Nikkormat FS.
Fast baugleich mit der FT, fehlten ihr der Belichtungsmesser und die
Möglichkeit der Spiegelarretierung. Wenn die Nikkormat FT zumindest in
Deutschland eine recht seltene Kamera ist, kann man die Nikkormat FS
getrost als Rarität bezeichnen.